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Abschied von Griechenland, oder wo ist meine Sonnenbrille?
08.07.2013 16:04Ein halbes Jahr lebte ich im Sommer 2011 bereits wieder in Deutschland. Doch mein Auto war noch dort, in Heraklion. In den Sommerferien reiste ich nach Kreta, um noch einmal allen lieben Menschen dort adieu zu sagen, ein wenig Urlaub zu machen und mein Auto nach Deutschland zu holen.
Kurzum, die Ferien waren sehr schön und der Abschied von den Freunden tat natürlich weh. Doch ich hätte niemals damit gerechnet, dass mich am Hafen von Patras meine Gefühle so sehr einholen würden. Ich betrat das Hafengebäude (der Hafen war auch noch umgezogen und ich musste mich erst neu orientieren), um mein online gebuchtes Ticket in eine Fahrkarte umzutauschen und in diesem Moment überkam mich eine so starke Traurigkeit, dass die Tränen nur so liefen. Es dauerte lange, bis ich wieder halbwegs funktionierte und meinen Wagen in die Warteschlange einreihen konnte. Wie gut, dass es Sonnenbrillen gibt hinter denen man sich verstecken kann.....
Mein erster Tag in Nafplion, oder wie verwöhnt ich doch bin....
05.07.2013 10:00Am 19. März diesen Jahres (2013) bin ich nach Athen geflogen, um dann am nächsten Tag mit dem Mietwagen weiter nach Nafplion zu fahren. Also holte ich nach der Ankunft am Athener Flughafen Eleftherios Venizelos den gebuchten Mietwagen ab und fuhr nach Glyfada; ein Vorort von Athen am Meer gelegen, wo ich ein Hotelzimmer gebucht hatte.
Es hatte geklappt, man gab mir ein Zimmer mit Meerblick, obwohl mir laut Preistabelle nur ein Zimmer zur Straße zustand... was soll ich sagen, Griechenland eben...
Ich verbrachte den Abend im schicken Ort mit den zahlreichen Cafés und äußerst gut gekleideten Menschen, was ist schon die KÖ? Ich aß in dem fast einzigen Fischlokal des Ortes; endlich wieder Sardellen und Fava!! Dann aber flott ins Bett, denn am nächsten Tag wollte ich früh nach Nafplion aufbrechen. Und das tat ich auch. Nur rasch ein Käffchen und ein Stück Kuchen (!) vom Frühstücksbuffet und schon fuhr ich die Posidonos Küstenstraße entlang, an Piräus vorbei und war froh, als ich den Industrieort Elefsina hinter mir gelassen hatte. Da Griechenland recht hügelig ist, hatte man für die Autobahn Richtung Korinth einige Tunnel gebaut. Und da musste ich nun entlang, also Licht an und durch. Irgendwann, nach gefühlten Unmengen von Mautstellen, landete ich an der Ausfahrt nach Nafplion und kam schließlich in dem alten Städtchen an. Auf den ersten Blick schien es mir etwas unübersichtlich, das Sammelsurium von Straßen. Doch nach mehreren Runden durch die Stadt fand ich den Weg bergauf zu meinem Hotel. Vassilis, der Besitzer, zeigte mir den Parkplatz des Hauses. "Du bist Andrea?" fragte er auf Englisch und stellte sich vor. So bezog ich mein Zimmer mit zwei King Size Betten, Kitchenette und Balkon mit Meerblick. Ich ruhte mich erst mal aus und genoß den Meerblick vom Balkon. Eine innere Unruhe drängte mich, endlich die Altstadt zu erkunden und so fuhr ich die zwei Kilometer, ganz nach griechischer Art, mit dem Auto. In einer Seitenstraße kurz vor der Fußgängerzone parkte ich und ging zu Fuß in die Altstadt, wo mich schöne alte Häuser, Geschäfte, Cafés, Tavernen und einladende Plätze empfingen. Die Stadt gefiel mir und so bummelte ich eine ganze Weile durch die Gassen, trank einen Kaffee, ließ alles auf mich wirken und machte viele Fotos. Auf dem Rückweg zum Auto kaufte ich Gebäck für das Frühstück und Nescafe. Vor dem Abendessen wollte ich mich frisch machen und umziehen, also wurde es Zeit für die Rückfahrt. Ich stieg in das Auto, drehte den Schlüssel um und: NICHTS geschah. Es dauerte kaum den Bruchteil einer Sekunde und es war mir völlig klar, was passiert war. Ich drehte den Lichthebel auf "off" und ärgerte mich über mich selbst. Wie sehr verwöhnte mich mein Auto zu Hause, indem es das Licht automatisch abstellte. Und nun? Ich musste die Autovermietung anrufen, wohl oder übel. Also zückte ich mein Mobiltelefon und wählte die fettgedruckte Nummer auf dem Zettel im Handschuhfach. Doch es klingelte nicht, ich hörte kein einziges Geräusch und ein Blick auf das Display sagte mir, dass ich keinen Empfang hatte. Na prima soviel zur Zusammenarbeit von Telekom und cosmote. LOST IN GREECE? Nein, ich doch nicht. Ich suchte das nächste Geschäft auf, eine Autovermietung ausgerechnet. Dort saß hinter einem großen Eichenholzschreibtisch gelangweilt eine etwa Fünfzigjährige im Businesskostüm. Ich erklärte ihr wild gestikulierend meine Lage. Sie lächelte freundlich und rief dann für mich bei meiner Autovermietung an; wohlgemerkt: bei ihrer Konkurrenz. Nachdem sie aufgelegt hatte, erklärte sie mir, dass in etwa zehn Minuten ein Mechaniker zu meinem Auto käme. Ich bedankte mich bei ihr und ging zum Wagen, wo ich auf den Mechaniker wartete. Zehn Minuten in Griechenland sind X Minuten in Deutschland, ich richtete mich mal auf mindestens eine Stunde Wartezeit ein. Doch nach 15 Minuten bog der Mechaniker samt Abschleppwagen um die Ecke. Ohne zu zögern und viel Trara checkte er das Auto und ich wette, dass er sofort durchschaute, aus welchen Grund die Batterie keinen Mux mehr machte. Dank Übersprungkabel war die Batterie in kürzester zeit wieder zum Leben erweckt und mit einem etwas übertriebenen Lächeln wies er mich darauf hin, dass ich vorsichtshalber beim Parken die Klimaanlage ausschalten sollte. Kein Wort vom Licht, Danke!
Ausflug nach Chania, oder "volta me to plio"
03.07.2013 19:05Sonntag, der Tag der Ausflüge auf Kreta ... also schwang ich mich in mein Auto und fuhr von Heraklion los Richtung Westen; Chania war das Ziel. Meine Entscheidung an diesem Tag alleine loszudüsen hatte ich erst getroffen, nachdem ich ausgiebig die Wochenendausgabe der Tageszeitung "H Kathimerini" studiert hatte, natürlich mit Wörterbuch und Vokabelheft, wie an fast jedem Sonntag. Der Tag war also schon nicht mehr ganz jung, dafür aber um so sonniger. Ich genoss die Fahrt und freute mich, die schöne Stadt Chania einmal wieder zusehen. Tja, wenn man auf Kreta lebt und arbeitet gestaltet sich der Alltag anders als im Urlaub - man kommt nicht mehr so oft herum auf dem schönen Inselchen, sondern bewegt sich innerhalb eines bestimmten Radiusses um den Wohnort herum.
Chania war belebt an diesem Tag und ich verbrachte einige Zeit mit der Parkplatzsuche, die dann aber tatsächlich gut ausging. Ich ging zu Fuß durch einige Altstadtgäßchen Richtung Hafen. Die zahlreichen Tavernen waren gefüllt mit Touristen, wie ich im Vorbeigehen an dem bunten Sprachmix erkennen konnte. Mich zog es, obwohl für deutsche Verhältnisse nun Mittagessenszeit war, zunächst in ein Cafe; Essen würde ich später. Die passende Taverne hatte ich mir schon ausgeguckt; die erste in der Hafenreihe, eine Fischtaverne, welche auf mich einen guten Eindruck gemacht hatte. Nach dem völlig unspektakulären Kaffee Latte schlenderte ich ein wenig durch die romantischen Gässchen, bevor ich mich auf den Weg zu meiner Taverne machte.
Dort hatte ein ganz anderes Publikum an den Tischen Platz genommen als bei meiner Ankunft. Es war gegen halb vier und es saßen fast auschließlich Griechen auf der Terrasse der Fischtaverne. Es freute mich, dass ich ein paar Worte Griechisch aufschnappen konnte, vielleicht würde ich ja meine Sprachkenntnisse vertiefen können.
Ich bestellte kleine Fische, Fava, Pommes Frites und einen Bauernsalat. Dazu trank ich ein Glas Weißwein und genoß die lockere Athmosphäre um mich herum. An dem Tisch hinter mir hörte ich griechische und auch englische Wortfetzen. Ein Paar mittleren Alters saß dort, ein älterer Mann, der sehr Griechisch aussah und ab und zu gesellten sich eine Frau und ein Mann dazu, welche die Tavernenbesitzer zu sein schienen. Irgendwie kam es auf unerklärliche Weise dazu, dass ich mit dieser Gesellschaft ins Gespräch geriet. Ich sprach mit dem Paar auf Englisch über Gott und die Welt, als sich der alte Grieche einmischte und mir ein Stück Oktapus auf den Teller legte; ich solle unbedingt davon probieren, er hätte den Oktapus am Morgen gefangen. Längst gut gesättigt tat ich ihm den Gefallen und probierte den Oktapus, der wirklich sehr gut schmeckte. Natürlich vergaß ich nicht seinen Fang zu loben. Das Tischgespräch ging weiter und plötzlich sagte der Fischer zu mir: "Andrianna, pame volta me to plio!" - Andrea, lass uns eine Spazierfahrt mit dem Boot machen. Ich verneinte das Angebot, nicht weil ich Angst hatte, dass der alte Mann über mich herfallen, sondern weil ich Angst hatte, dass er das Boot nicht unter Kontrolle halten könnte. Ich würde mit Sicherheit niemals mit einem Fremden Boot fahren, niemals! Nein! Die Frau des Paares aus England mit Wohnsitz auf Kreta begann auf mich einzureden. Der Fischer wäre absolut zuverlässig und sie würde die Hand für ihn ins Feuer legen. Ihr Mann bestätigte die Aussage seiner Frau und meinte ich solle dem Mann doch diesen Gefallen erweisen, außerdem wer bekam schon eine private Hafenrundfahrt geboten. Ich spürte, dass mein Widerstand langsam aber sicher dahinschmolz.... vielleicht wäre es ja tatsächlich eine interessante Erfahrung... . Der Tavernenbesitzer mischte sich nun ein und meinte, dass ich diese Gelegenheit auf jeden Fall nutzen sollte. Schließlich gab ich nach, na gut, ich würde mich als Gallionsfigur durch den Hafen von Chania chauffieren lassen, unter der Bedingung, dass ich die Rechnung nach meiner Rückkehr bezahlen konnte... das war mein letzter Test, welchen der Wirt der Fischtaverne mit Bravour bestand... also schön... pame volta me to plio... . Der Fischer und der Engländer verschwanden, um das Boot zu holen, während ich mich noch eine Weile mit der Engländerin unterhielt. Und dann ging es aufs Boot... . Schon wieder war es mir passiert, in Griechenland. Warum konnte ich nicht, wie jeder normale Mensch mit dem Touri-Boot eine Hafenrundfahrt machen... warum erlebte ich Griechenland schon wieder auf eine so echte, nahe Art? Was war das zwischen Griechenland und mir?
Ich genoss das Dasein als Gallionsfigur und ließ mich von allen Touristen beneiden, die langweilig ihre Tour machten. Der Fischer steuerte das Boot sicher durch das Hafenbecken und drehte natürlich noch die ein und die andere Extrarunde. Plötzlich machte er eine Bewegung auf mich zu und ich zuckte etwas zusammen, doch er wollte lediglich, dass ich ihm eine Zigarette ansteckte; und das auf dem wackeligen Boot, doch auch diese Zigarette wurde geraucht.
Was für ein Erlebnis! Dennoch war ich froh, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Ich dankte dem Fischer mit einem Wangenküsschen und bezahlte meine Tavernenrechnung. Diesen Tag würde ich nie im Leben vergessen, das war mir klar!
aua, oder --- parea sto nosokomio
03.07.2013 15:55Andrea Moehling
Ende Juli 2009, recht kurz nach meinem Umzug nach Heraklion, wurde ich in einen Vespa-Unfall verwickelt, welcher mich schnurstracks dahin brachte, wovon jeder träumt - in ein griechisches Krankenhaus. Ich wurde am späten Abend per Krankenwagen eingeliefert und sofort liegend in eine Art Operationssaal gebracht und untersucht, gröngt und geultraschallt, bis klar war, dass ich zur Beobachtung zwei Tage dort bleiben müsse. Es war leider kein Platz in einem Zimmer frei und so stellte man mein Bett für die erste Nacht auf dem Gang ab. Ich war so k.o., dass es mir kaum etwas ausmachte. Leider wurde der Flur nicht abgedunkelt und so musste ich bei Lampenlicht schlafen - aber auch das ging irgendwie.
Am nächsten Morgen kamen einige Ärzte vorbei, sahen sich meine Verletzungen an und meinten wieder, dass ich am nächsten Tag nach Hause dürfe. Hin und wieder kam eine Krankenschwester und gab mir irgendwelche Medikamente. Da ich am Tropf hing, durfte ich nichts essen und viel schlimmer: nichts trinken - und das bei sommerlicher Hitze.
Gegen Mittag wurde mein Bett in das angrenzende Zimmer geschoben. Es war ein Fünfbettzimmer und ich dachte bei mir: das hat man nun von privater Krankenversicherung mit Chefarztbehandlung und Einzelzimmer.... .
Und dann passierte etwas, das mich auch heute noch beschäftigt. Ich spürte diese wahnsinnige Solidarität, die unter den Patienten herrschte. Alle waren sehr lieb zu mir, bemüht es mir zu erleichtern im Ausland im Krankenhaus zu sein. Der Besuch der anderen Patienten kümmerte sich stets auch um mich. Wenn ich Schmerzen hatte, riefen sie für mich den Arzt oder stzten sich einfach an mein Bett und hielten meine Hand. Leider weiß ich nicht mehr, wie diese lieben Menschen heißen und wo ich sie wiedertreffen könnte, um Danke zu sagen. Aber ich muss schon sagen, dass mich diese Art sehr beeindruckt hat. Ich wäre niemals lieber in deutschalnd in einem Einzelzimmer gewesen, das ist mir klar. Sicher ist die Pflege in griechischen Krankenhäusern nicht so gut - aber die medizinische Versorgung ist wirklich gut und die Pflege wird ausgeglichen durch Warmherzigkeit und diese unglaubliche Gemeinschaft unter den Patienten.
Mein Umzug nach Heraklion, oder hoch lebe die Autoindustrie
02.07.2013 19:23Andrea Moehling
Mein Umzug von Hannover nach Heraklion Ende Juni 2009 bestand aus genau einer PKW-Ladung (5er BMW Touring).
Wochenlang hatte es gedauert, bis ich meinen Hausrat so stark reduziert hatte, dass nur noch das Nötigste übrig blieb. Die Möbel - wer braucht schließlich Möbel? - hatte ich verschenkt oder für wenig Geld verkauft und sehr viele Dinge einfach zum Müllabladeplatz gebracht.
Am Tag vor der Abreise habe ich mit meiner besten Freundin mein Auto gepackt - es hat tatsächlich alles hineingepasst. Ihr Sohn ist Kriminalbeamter und hat mir ermöglicht, dass ich den vollgepackten Wagen über Nacht auf dem überwachten Polizeiparkplatz in Hannover abstellen konnte - es war schließlich alles darin, was ich an mobilen Gütern noch besaß.
Am Nachmittag vor der Abfahrt hatte ich auf Anraten meines Ex-Mannes einen Reischeck des Autos bei der BMW Niederlassung in Hannover gebucht. Nachdem der Wagen etwa 20 Minuten untersucht worden war, teilte der zuständige Monteur mir mit, dass mein Wagen eine weite Reise auf keinen Fall überstehen würde und im Grunde genommen so gut wie reif für den Schrottplatz war. Er legte mir eine lange Mängelliste vor. Gut, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits auf einem der wunderbar gepolsterten Kundensessel bei BMW saß, sonst wäre ich vermutlich aus den Latschen gekippt. Mir wurde ziemlich schlecht und ich sah meine geplante Auswanderung platzen. Der Monteur quatschte weiter auf mich ein und ich versuchte mich auch immer wieder auf seine Worte zu konzentrieren, doch es gelang mir nur unter größter Anstrengung zu verstehen, was er mir sagen wollte. Irgendwie gelang es mir, mich von dem Stuhl zu erheben, mich freundlich zu bedanken und mitsamt meines Wagens das BMW Gelände zu verlassen. Völlig aufgelöst rief ich meinen Vater an, um ihn nach seiner technischen Meinung zu fragen; als Ingenieur würde er mir bestimmt eine Auskunft geben können. Nach einer Weile kamen wir zu dem Schluss, dass der Wagen ohne offensichtliche Mängel kaum schrottreif sein konnte. Das folgende Telefonat mit einer Freundin brachte mich dann viel mehr auf den Gedanken, dass es bei BMW wohl eine Mitarbeiteranweisung geben müsse, welche die Monteure dazu anweise, die Besitzer älterer Modelle zum Kauf eines Neuwagens zu bewegen.
Also würde die Fahrt wie geplant stattfinden, unabhängig von der Firmenpolitik der Bayrischen Motorenwerke. Dennoch hatte ich ein ungutes Gefühl bei der Abfahrt am nächsten Morgen. Dank Navi schaffte ich es in sechs Stunden bis München; das Auto machte super mit. Mit nur wenigen kurzen Pausen erreichte ich bald den Brenner. Ich fuhr langsam, da voll beladen und hatte endlich die Muße, die Landschaft wahrzunehmen. Ich kam zu dem Schluss, dass diese Autobahn im Sommer genauso schrecklich war, wie im Winter; man wartete lediglich darauf, dass endlich die Berge aufrissen und man wieder mehr vom Himmel sehen konnte. Draußen wurde es langsam wärmer, etwa 22 Grad. ich war froh, dass es nicht wirklich heiß war, da ich die Klimaanlage nicht einschalten durfte, weil der Zusatzkühler defekt war - diesen Tipp hatte man mir bei BMW dann doch noch gegeben. Die LKWs drängelten von hinteen, sobald es wieder bergauf ging, doch ich traute mich nicht schneller zu fahren. Irgendwann am frühen Abend erreichte ich Trento in Bella Italia, wo ich ein Hotelzimmer für die Zwischenübernachtung gebucht hatte. Das Hotel hatte eine Parkgarage, die einen sicheren Eindruck machte und ich war beruhigt. Die Hälfte der Strecke hatte ich geschafft. Ich fiel müde ins Bett und stand nur noch für einen kurzen Rundgang durch die Stadt und ein kleines Abendessen auf.
Am nächsten Morgen gegen sechs Uhr ging es weiter. Ich musste nach Ancona, das wollte ich unbedingt schaffen. Sobald ich auf der Fähre wäre, würde ich schon irgendwie nach Griechenland kommen; mit oder ohne Fahrzeugpanne. Während der ganzen Fahrt hatte ich die Angst im Nacken, dass der Wagen schlapp macht. Also fuhr ich ohne Pause - nur einma tanken - bis Ancona durch. Ich war unglaublich froh, endlich da zu sein - auch wenn es furchtbar heiß war und ich noch einige Stunden auf die Einschiffung warten musste. In der Warteschlange vor der Fähre - Auto an Auto- war es heiß und ich hatte nicht an Verpflegung gedacht, mein Magen knurrte. Eine sehr freundliche italienische Familie mit zwei kleinen Kindern, die neben mir wartete, schien meinen Hunger zu ahnen - sie bot mir ein Sandwich an und ich war wirklich sehr dankbar dafür. Es dauerte noch zwei weitere Stunden, bis endlich mit der Verladung der PKW angefangen wurde. Ein freundlicher griechischer "Matrose" winkte mich als erstes aufs Schiff - ich war die einzige alleinreisende Frau. Und endlich und zum ersten Mal war mein Auto auf einer Fähre.
Und die Fähre war voll. Nicht so, wie ich es bisher von der Verbindung Piräus-Heraklion kannte, nein die Menschen suchten überall Platz und ich musste aufpassen, nicht auf liegende Personen zu treten. irgendwann suchte ich meinen gebuchten Pullmansitz auf und wurde von einer skandinavischen Jugendgruppe genervt, die in dem Raum laut Party machte; vermutlich mit dem Ziel, den Raum für sich zu haben. An Schlaf würde nicht zu denken sein, das wurde mir schnell klar.
Ich ging zur Board-Rezeption und fragte nach einem Kabinenbett, was bei dem Rezeptionisten beinahe einen Lachanfall auslöste. Kein Bett frei, die Fähre ist komplett überbucht. An der Rezeption traf ich eine Familie aus Hamburg, die auf dem Weg in den Urlaub in Nafplion war und eine Fünfbett-Kabine gebucht und im Voraus bezahlt hatte - auch sie wurde abgewiesen mit den Worten: Es gibt kein einziges freies Bett auf dem Schiff. Ich hoffte wenigstens etwas Kraft für die Weiterfahrt am nächsten Tag zu schöpfen und legte mich im Bar-Bereich des Schiffes auf eine Sitzbank. Kurz darauf kam der Vater der Hamburger Familie zu mir und sagte, er habe in einem anderen Raum sechs Pullmann-Sitze besorgt; einen für mich. So konnte ich schließlich doch noch ein paar Stunden schlafen, bevor das Schiff am nächsten Morgen in Igoumenitsa anlegte und viele Passagiere und Autos ablieferte.
Die restliche Schiffsreise bis Patras konnte ich dann genießen - man fährt die Küste entlang und bekommt schöne Bilder der Landschaft zu sehen. Dann am Nachmittag - endlich Patras.
Und wieder die Sorge: macht das Auto mit? Hier war es nun wirklich heiß, über 30 Grad und ich fürchtete, dass es ohne Zusatzkühler zur Überhitzung am Motor kommen würde. Also fuhr ich sehr langsam. Das Navi funktionierte auch in Griechenland wunderbar und ich fand schnell die Straße Richtung Athen. Eine wunderschöne Strecke lag nun vor mir - direkt am Meer entlang, wie aus dem Bilderbuch. Doch diese Straße entpuppte sich auch als wahre Rennstrecke und ich wurde ständig und in allen möglichen und unmöglichen Situationen überholt. Ich wurde auf den Seitenstreifen gedrängt, wie man es ja von Kreta auch kennt. Nach etwa zweienhalb Stunden war ich in Piräus. Die Fähre nach Heraklion stand schon am Hafen bereit und ich fuhr drei Stunden vor Abfahrt aufs Schiff - einfach nur unendlich froh, angekommen zu sein. Auf dem Schiff setzte ich mich erst mal an die Bar und trank einen Cappuccino. In wenigen Stunden würde ich in Heraklion sein. Ich konnte endlich entspannen und ich spürte eine wahnsinnige Erleichterung - mein Auto hatte mich nicht im Stich gelassen, sondern mich sicher an mein Ziel gebracht. Im Restaurant bestellte ich Gemista und beobachtet einfach die anderen Reisenden. Irgendwann zog ich mich auf meinen Schlafsitz zurück und sah fern. Es wurden die Nachrichten gesendet und ich erfuhr, dass Michael Jackson tot war. Ich konnte diese Nachricht gar nicht glauben, doch sie stellte sich als Wahrheit heraus und ich werde nie vergessen wo und in welcher Situation ich davon erfuhr.
Die Ankunft in Heraklion war dann tatsächlich sehr schön und ich freute mich auf mein neues Leben in Griechenland. Nach wenigen Tagen machte ich mich auf den Weg zur KFZ-Werkstatt. Der Zusatzkühler wurde für 60 € repariert. Ich ließ außerdem, weil die Straßen in Heraklion oft sehr eng sind, noch die Park-Distance-Control reparieren; für 20 €. Es ist unglaublich, aber wahr - das Auto fährt auch heute, im Jahr 2013 noch wunderbar. Den bösen Brief, welchen ich an BMW geschrieben hatte, zerriß ich auf dem Weg zum Briefkasten - was solls.... .
(A. Moehling)